Donnerstag, 15. Mai 2008

Prag

Ich bin seit zwei Tagen in Prag.

Kurz bevor ich Theresienstadt, die Ghettostadt und Vernichtungsstadt aus der Nazizeit erreichte, sah ich ein Schild das sagte 62 km bis Prag.
Ich war noch nie dort, in mir hallte die Bezeichung "goldene Stadt" und mein Interesse lag auch daran, festzustellen, gibt es womoeglich einen aetherischen goldenen Tempel ueber der Stadt? Die Chance schien sehr gut, in nur 4 weiteren Tagen Prag zu erreichen und damit auch das Herz von Tschechien. Alles kam innerhalb kurzer Zeit zusammen, ein Mann auch Hessen, setzte sich zu mir an den Tisch, an dem ich eine Pizza einnehmen wollte, und hatte die gesuchte Tschechien/Uebersichtskarte, die ich fuer die Entscheidung jetzt dringend brauchte. Er riet mir dazu, es schien mir auch irgendwie logisch und es fuehlte sich gut an. Innerhalb 2 Stunden hatte ich mich entschieden.

Theresienstadt ist jetzt ueberwiegend Gedenkstaette an die Zeit der Nazis und die 140.000 Juden, die hier durchgeschleusst oder umkamen. Aber es leben auch Menschen dort, und man fuehlt eine Unsicherheit, wie weit darf man an einem solchen Ort leben, lebendig sein. Die Kinder taten es nachmittags, aber..... Ich finde, an diesen Orten des Grauens, wie sie bezeichnet werden, muessen auch Stellen der Hoffnung geschaffen werden, Informationen nicht nur ueber das Abscheuliche, sondern auch, wie kann ich Frieden innen und aussen lernen, Mitgefuehl, dafuer arbeiten und beten, fuer eine bessere Welt usw.
In einem anderen Teil der Stadt wurden die politisch Gefangenen "gehalten" und gefoltert.
In der Naehe, an einer Stelle der Eger, die kurz danach in die Elbe/tschechisch Labe fliesst, wurden 22.000 Aschereste von Juden in den Fluss gekippt. Eine Treppe fuehrt hinunter zum Fluss, ein symbolisches Grab und ein Denkmal steht da und eine schoene Trauerweide. Diesen Gedenkort finde ich toll. Nach einem solchen Leidensweg in die Natur entlassen zu werden, finde ich fuer meine Vorstellung noch am Angenehmsten, die Asche verteilt sich im Fluss, hat Kontakt zum Meer, zur symbolischen Einheit.
Hier hab ich dann einen Stein hineingeworten und ein Tannenzapfen schwimmen lassen.

Seit ich hinunter aus den Bergen kam, hat sich mein leichter Tinitus gemeldet, den ich entwickelt habe, seit ich an der deutsch-polnischen Grenze entlangging. Am Beginn in Tschechien war er mal wieder weg, hat sich aber nicht unterkriegen lassen. Ich wollte das auch erst nicht so recht wahrhaben und zugeben, ging dann einige Tage spaeter doch mal fuer diesen Ton. Da resonierte auch ein Zahn, auf den ich die Nacht vorher enorm gebissen hatte. Das hatte dann zur Folge, das ich eine Zahnaerztin 2 Tage vor Prag und die ambulante Zahn-Notfallklinik in Prag besucht habe. So erhaelt man auch Einblick in das Gesundheitswesen eines Landes.
Jetzt soll ich immer brav spuelen, zwischen Zahn und Zahnfleisch, mit so ner besonderen Spritze. Klappt ganz gut. Zudem habe ich "Painkiller" (Schmerztoeter) Tabletten gekriegt.
Zu dem ganzen hatte ich dann auch noch einen kleinen Sonnenstich mit ein bisschen dollen Schwitzatacken und etwas, wirklich nur etwas, Schuettelfrost.

Ich denke mal, ich hab nicht so gut auf mich aufgepasst. Immer wieder laufe ich in diese Falle, zuviel zu machen. Das muss und will ich lernen. Genau das richtige Mass zu finden. Ich merke es immer erst, wenn das Mass schon uebergelaufen ist, vorher bin ich mir dessen nicht so bewusst. Meine Antennen muessen geschaerft werden.

Auf jeden Fall erhole ich mich jetzt in Prag, schlafe viel, schau mir die schoene Stadt an. Gestern gerate ich fast zufaellig in ein Balett im Nationaltheater und morgen gehe ich nochmal hin "A Walk Worldwide" (Eine Wanderung weltweit). Das passt doch zu meiner Pilgerei. Ich weiss zwar noch nicht genau, was es ist, handelt sich wohl um ein Musical, aber der Titel hat einfach dermassen ueberzeugt.

Den goldenen Tempel.......? Hab ich noch nicht so'n Zugang, kommt vielleicht spaeter.

Zwischendurch habe ich mal nen englischen Newsletter verfasst, worauf eine nette Antworten kamen. Vor allem die Leute, die gerade mit Thich Nhat Hanh in Vietnam sind haben beruehrend geschrieben.
Thich Nhat Hanh hat in deren Retreat alle Teilnehmer gebeten, folgendes bei jedem Schritt zu bedenken und damit achtsam zu sein:

each step is life
each step is a miracle
each step is healing
each step is freedom

jeder schritt ist leben
jeder schritt ist ein wunder
jeder schritt ist heilung
jeder schritt ist freiheit

Wer sich die Dharma-talks anhoeren will, kann dies unter
http://www.langmai.org/HTML_files/ChuyenDiVietNam2008/phapthoai.html
tun. Vietnamesisch (hihihihi) und englisch.

Also, damit ich mich nicht schon wieder zu sehr ins Zeug schmeisse, hoere ich auf mehr zu schreiben.
Von Herzen und mit Euch atmend
Thomas

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