Dienstag, 28. April 2009

Hotel

27.4. Buszkowice - Stary Wolow/Wolow
Die Polen sind weiter sehr sehr nett zu mir. Teils werde ich eingeladen, ohne das ich ein Wort, bzw ueber 20 Worte polnish spreche. Und wir kommen gut zurecht. Doch meistens findet sich jemand, der deutsch oder englisch spricht.
Heute war ein superintersiver Tag, da die Sonne so durchdringend schien. Dazu ein starker Wind, besser gesagt Sturm. Kein Platz zum Ausruhen, da entweder zu viel Sonne, zuviel Wind oder zuviele Muecken.
Gestern Abend gab es ein besonderes Erlebnis fuer mich.
Ich suchte wie immer nach einem Quartier. Auch gestern war das Wetter uebertags schon sehr herausfordert. Sonne und Wind. Dann ging ich durch einen zielmich eintoenigen Wald, der nicht enden wollte. Auf meiner Quartiersuche oeffnete mir ein Mann, 45-50 Jahre alt, er musste nachts arbeiten, somit konnte ich nicht in seinem Haus schlafen. Die Polen lassen ihren Frauen nicht mit einem Gast allein, oder es ist irgendwie nicht Sitte.... Aber er bemuehte sich, etwas fuer mich zu finden.
Alle moeglichen Telefonate folgten. U.a. eines mit einer Frau, die englisch sprach, damit wir uns gegenseitig wenigsten einiges sagen konnten. Er sprach russisch und polnisch, ich deutsch und englisch. Leider sprachlich nicht so viele Beruehrungspunkte. Schliesslich deutete er an, dass seine Mutter einen Ort weiter uns helfen werde. Sie sei sehr mit der Kirche verbandelt und sie werde eine Loesung finden. So war es dann auch.
In der Zwischenzeit kriegte ich lecker Piroggen mit Kartoffelfuellung serviert.
Er brachte mich in das 4 1/2 km entfernte Wolow (Partnerstadt ist uebrigens Buchholz bei Hamburg). Bedeutete auch gleichzeitig, dass ich heute die Strecke erst mal zuruecklaufen musste, weil ich keine Geh-Luecke auf meinem Weg haben will.
Wir kamen dort vor einer Kirche an. Dort stand seine Mutter zusammen mit einem etwa 22-25-jaehrigen gut aussehenden, gepflegten, athletischen , jungen Mann, der irgendetwas auch mit der Kirche zu tun hatte. Was konnte ich aber nicht herausfinden.
Er, Matthaeus, kam zu mir, wollte auch gerne noch mal meine Info in polnish lesen und war dann einverstanden, mir helfen zu wollen. Wieder stiegen wir in ein Auto, diesmal seines. Die Anderen hatten sich schon zufrieden ob der Loesung verabschiedet. Er hatte einen sehr aufrechten Gang, war etwa einen halben Kopf groesser und schien sich irgendwie ueberwinden zu muessen, wollte dies aber mit seiner Wuerde und Aufrichtigkeit tun. Er atmete tief ein und aus, richtete sich dann innerlich noch weiter auf - rauchte noch kurz eine Zigarette, allerdings mit noch offener Autotuer :-) - und wir fuhren los. Schliesslich erreichten wir ein Hotel er gab mir zu verstehen, dass wir jetzt dort hinein gehen. Er buchte ein Zimmer, zahlte und zeigte mir den Raum. Ich war ganz schoen ueberrascht, das er mein Hotelzimmer bezahlte und fragt ihn, warum er das tue. Er, sprach ein bischen englisch, sagte unter zur Hilfe nahme der Zeichensprache und zeigte ein Kreuz, eine Bekreuzigung vor der Brust, das ich den Weg gehe, es ein heiliger Weg ist und er es unterstuetzen wolle. Darin konnte ich eine tiefe Ehrfurcht, Anerkennung, Wuerdigung meines Tuns feststellen. Und dafuer wolle er mir dieses Hotelzimmer zahlen. Irgendetwas von seiner tiefen Haltung kam bei mir an und es ruettelte etwas in mir auf.
Dann fragte ich noch so aus organisatorischen Gruenden, ob in dem Zimmer das Fruehstueck enthalten war. Das war es nicht und er gab mir noch mal 50 Zlotti, was mehr als genug fuer ein Fruehstueck ist. Ich war etwas peinlich beruehrt, das mir ein so junger Spunt ein Hotelzimmer zahlt. Gleichzeitig ergriffen oder geruettelt von seiner Handlung und fragte ihn nochmal, warum er das tut. Er antworte wieder, weil ich diesen Weg gehe.....
Ich war sehr superdankbar und sagte es mehrfach und umarmte ihn auch mehrfach. Es kam mir irgendwie wie ein kleines Wunder vor, das mir ein Pole, und dazu ein junger Pole - und Polen verdienen nicht viel Geld - mal eben so ein Hotelzimmer und 50 Zlotti gibt.
Ich war sehr ergriffen, geruettelt, und begriff, wie viel den Polen die katholische Kirche und ihr Glauben gibt? Was macht die katholische Kirche hier anders, als zum Beispiel in Deutschland? Warum erreicht sie die Menschen so tief? Warum beruehrt die Botschaft die Menschen so tief in ihren Herzen? Was hat es geschafft, das die Polen so tief glauben koennen? Ein ganzes Volk - naja fast ein ganzes Volk - das so miteinander so tief den Glauben teilt, wie wunderbar. Und das zeigte mir dieser junge Mann so aufrichtig und in Wuerde.
Ich war den ganzen Abend noch mit seinem Tun geschaeftigt und dessen Einfluss auch mich und dem, dass ich es nicht wirklich glauben konnte.
Mein Verstand suchte nach Antworten, warum er es getan hat. War es vielleicht ein Priesteranwaerter? War es vielleicht ein Aufgabe, die er von einem Priester bekommen hat, aufgrund von einer vorhergehenden Beichte? Mein Verstand wollte eine Erklaerung. Aber irgendwie war es mehr, als das, was mein Verstand begreifen konnte.
Und
Insgesamt habe ich in Polen schon 80 Zlotti geschenkt bekommen. Das sind ungefaehr zusammen 20 Euro - allerdings habe ich selbst noch gar nicht so viel ausgegeben. Ich habe in Polen noch gar kein Geld von dem verbraucht, was ich mitgenommen oder umgetauscht habe. Ueberall bekomme ich Unterkunft, Proviant.... Die Polen haben es geschafft, dass ich vollstaendig bis hierher versorgt bin.... Alle Achtung.
Ich gruesse Euch von Herzen
Thomas

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