Montag, 23. März 2009

Bis Pommau (3 Häuser-Dorf an der Nordseite der Elbe, 50 km vor Lauenburg)




17.3. Lomitz-Gedelitz
18.3. Gedelitz-Brandleben/Langendorf
19.3. Langendorf-Rüterberg
21.3. Rüterberg-Pommau
22.3. Rückfahrt nach Flenburg
km der Etappe 333 km; Gesamtkilometer steppps-Projekt - genau 3.000 km.

Liebe Freunde
Rituale. Da es auf dieser Etappe mehrfach das Thema von Unverständnis, nicht Verstehen, aneinander vorbeireden gab und das Wetter dies auch bei dieser und bei der Herbstetappe entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenzen spiegelte - viel Nebel, Hochnebel, Bewölkung, die Wolken verdeckten die Sonne, bitte ich Tara mit mir zu diesem Thema ein Tön-Ritual zu machen. Wir setzen uns ins Gras und tönen etwa 30/40 Minuten zu diesem Thema, auf daß das, was wir nicht verstehen, sich klären möge; auf daß das, was zwischen Ost und West zu Mißverständnissen führt, erkannt wird, wir uns besser verstehen und sogar voneinander profitieren können; ......
Es fühlt sich sehr gut, zu diesem Thema zu tönen, wieder hatte sich einiges angesammelt, was wir entlang der Grenze aufgesammelt, aufgespürt hatten. Dies hatte sich auch in der Gruppe wiedergespiegelt.
Am nächsten Tag kommt bis zum Ende der Etappe die Sonne heraus und bescheint uns. Tara meinte, siehste, ein Ritual und schon kommt die Sonne.
Das erste Ritual war in Sachsen-Anhalt. Es folgte noch ein Ritual in Dömitz in Mecklenburg-Vorpommern. Es werden nach Fortsetzung dieses Abschnittes an der ehmaligen deutsch-deutschen Grenze noch zwei Rituale folgen, nämlich in Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Die Sonne scheint, kräftiger kalter Wind weht uns aus Nordwesten entgegen. Ich trage teils 3 Mützen übereinander. Trotzdem finden wir immer wieder schöne windgeschützte Stellen und relaxen sogar mehrere Stunden in der Sonne. Ich komme in immer tiefere Entspannung.
Vom Wendland gehen wir über die überschwemmte Hochwasser führende Elbe nach Dömitz. Nach Überqueren der Brücke wird uns bewußt, das wir die Tour auf der Nordseite der Elbe fortsetzen sollen. Einmal gibt es da einen Ort, der von der DDR hermetisch abgeriegelt war, weil er zu nah an der Elbe lag. Rüterberg war von allen Seiten mit Zäunen umgeben, jeder Mensch der ein und aus wollte, musste sich ausweisen. Von solchen Orten gab es viele, doch Rüterberg hatte am 8.11.89, einen Tag vor der Maueröffnung, bei einer genehmigten Versammlung der Dorfbevölkerung, die "Freie Dorfrepublik Rüterberg" mit den Stimmen aller Dorfbewohner ausgerufen.
Zum anderen stellen wir auf der Karte fest, daß, obwohl die ehemalige DDR-Grenze bis zur Elbe ging, nun ein Streifen wieder zu Niedersachsen gehört. Dies könnte ein Ausgleichsgebiet gewesen sein und sicher aus strategischen Gründen wurde dies Gebiet nach dem Krieg in die sowjetische Besatzungszone übergeben. Die Kolonnenwege waren aber nur anfangs zu sehen; am letzten Tag waren all die Gebiete in der Elbniederung überschwemmt - oder durch neue Deichbauarbeiten ab 2000 beseitigt.
Am zweitletzten Tag der Etappe, entschließe ich mich noch für einen Pausentag. Tara will weiter und verabschiedet sich und geht von Dömitz nach Hitzacker. Unsere Wege trennen sich nach 19 guten gemeinsamen Tagen.
Am letzten Tag kommen Constanze (Sie war schon mal Anfang 2007 mitgepilgert) mit einer Freundin, Kathrin, eine Barfußläuferin, dazu. Wir gehen wie immer, achtsam schweigend, und ich erfreue mich an der Ausstrahlung der beiden beim Gehen - sie sehen etwa aus wie lebendige Kunstwerke.
Quartiere: Auf der gesamten Strecke hatten wir nur einmal eine Pension nehmen müssen. Ansonsten haben wir immer bei Privat übernachtet. Auch mit 3 Personen war es nicht schwierig, bei Privat unterzukommen. Hier habe ich auch dazu gelernt. Bisher dachte ich, es sei schwierig sich auch bei privaten Gastgebern zu erholen, da dort auch oft viel geredet wird und ich irgendwie gar nicht zur Ruhe kommen kann. Doch wir haben uns auch zurückgezogen, teils als Gruppe, weil wir etwas zu besprechen hatten, teils einzeln, weil uns nach Ruhe war. Teils bin ich in die Falle geraten, meine Bedürfnisse nicht zu äußern, teils habe ich gemerkt, daß, wenn ich es tue, auch Raum bekomme. Machmal ist es aber immer noch schwierig, herauszufinden und dies auch zu sagen, wie ich den Gastgeber darauf aufmerksam machen kann, wenn ein Schwall von atemlosen Gerede einfach nur anstrengend ist. Dies werde ich aber noch lernen.
Am Anfang der Reise hatte ich schon vermutet, daß auf dieser Etappe eine meiner größten Herausforderungen es sein wird, die Wirkung des achtsamen Seins mit dem achtsamen Gehen, achtsamen Atmen, achtsamen Reden.... meinen MitpilgerInnen zu vermitteln. Da dies nicht nur über Worte geht, sondern auch mit dem Herzen und durch Üben passiert, gab es hier teilweise Verstehensprobleme. Einmal habe ich mich von der tiefen Herzebene wieder auf die Verstandesebene begeben, was keinem der Beteiligten geholfen hat. Gute Erfahrung.
Das Fasten habe ich in der letzten Woche nicht mehr weiter gemacht. Ich trauere ein wenig dem Fastendasein, dem Fastengefühl nach.
Nach wie vor macht mir diese Arbeit sehr viel Spaß. Ich bin froh, eine so tolle Aufgabe zu haben. Das Wirken an der Ex-Grenze, im Wandeln, Heilen, achtsamen Sein ist sehr wichtig und gut. Die Samen und Impulse für Heilung und Wandlung sind in den Menschen und Orten gesetzt oder haben bereits gewirkt. Möge diese Heilarbeit weiter Früchte tragen, hier in Deutschland, in Europa und weltweit.
Herzgrüße
Thomas

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ja, da werde ich mal versuchen etwas zu dieser Pilgereise zu schreiben. Ich habe Thomas 19 Tage begleitet und diese sehr spontane Entscheidung es zu tun, war einer der wichtigsten in meinem Leben.
Es fällt mir nicht leicht das in Worte zu fassen, was in mir durch diese Erfahrung geschehen ist.
In mir ist eine tiefe Ruhe, tiefes Vertrauen eingekehrt und eine große Dankbarkeit.
Mit dieser Pilgerreise und seiner Art und Weise als Mensch hat mit Thomas den Rahmen für eine tiefe Begegnung mit mir Selbst ermöglicht.
Und dabei habe ich nicht nur für mich gearbeitet viel mehr war ich im spüren, fühlen und habe dann der Landschaft das gegeben, was sich ausgleichen wollte, aber es war eben diese Hingabe an eine höhere Sache, die mich auf eine Ebene des Seins, weg vom "haben wollen brachte".
Die erste Hälfte der Strecke war ich sehr mit der Gegenwehr meines Egos beschäftigt, das wollte sich nicht einlassen, auf lösen, nicht seinen Posten als bestimmer meiner Welt verlieren, nutzte meinen Körper, die Kälte, hatte gute Argumente und ich war täglich mindestens ein Stunde damit beschäftigt, wie ich denn diese Reise beenden könnte und wie schwachsinnig sie doch ist. Doch als ich dem nicht nach gab, mehr und mehr Frieden, anstelle von Kampf zu ließ,begegnete ich einer Stille und Ruhe in mir, die mich auch meine Außenwelt mit mehr Gelassenheit sehen ließ.
Es regnet? egal Es ist kalt? egal
Und das ist nicht auf gesetzt, sondern im tiefen Frieden. Und diesen Frieden nehme ich mit in den Alltag, ins jetzt und heute, begegne Menschen in diesem Frieden und spüre das ich dadurch weiterhin eine Friedenspilgerin bin.
Danke Dir Thomas-Tara