Freitag, 13. März 2009

Pausentag in Dahrendorf - westlich von Salzwedel



Liebe Freunde,
In den letzten Tagen ist es mehr und mehr so, daß die Gastgeber sich richtig freuen uns zu Besuch zu haben. Das ist wunderschön und gibt mir ein gutes Gefühl. Wo ich doch manchmal das Gefühl hatte, mich aufzudrängen, wenn ich/wir um ein Quartier bitten, ist diese Entwicklung sehr positiv und ersetzt die Bedenken durch eine Gewissheit, das Richtige zu tun.
Hier in Dahrendorf haben wir gestern so ausgelassen gelacht, das war eine wahre Freude. Der Humor unserer Gastgeber gefällt mir.
Ansonsten war gestern ein recht regnerischer Tag. In Holzhausen waren unsere Socken ganz nass, mußten unbedingt gewechselt werden. Wolfgang und Tara kauften noch in einem mobilen Bäcker- und Käsewagen ein. Als dieser wegfuhr hatten wir die Idee, irgendwo zu klingeln und zu fragen, ob wir uns in deren Flur oder draußen auf der Veranda umziehen und aufwärmen dürften. Eine ganz nette ca. 35jährige Frau öffnete uns die Tür, bat uns zu sich in die Wohnung mit der Bemerkung "Der Kuchen ist gerade fertig geworden". Kaffee, Tee und besagter Kuchen wurde serviert. Sie freute sich sehr über unseren Besuch. Sie erzählte uns aus ihrem Leben, ist vor einiger Zeit in dieses Dorf zu ihrem Freund gezogen und ihre Aufgabe sieht sie darin, eine gute Pflegemutter zu sein. 3 behinderte Kinder hat sie adoptiert. Zudem liebt sie die Arbeit im Hospiz. Und sie hat immer noch das Gefühl, daß sie viel mehr machen könnte. Auf dem großen Bauernhofgrundstück halten sie einige Tiere für die Kinder.
Ein, zwei Tage waren wir in unserer Gruppe mit dem Thema "Nicht Verstehen, sich nicht verständlich machen können, Mißverständnisse, aneinander Vorbeireden, Unverständnis, etc., beschäftigt. Für dieses Thema sind wir dann gestern gemeinsam gegangen. Dabei viel mir auf, daß dies auch ein Thema an der Grenze ist. Auf dem "Todesstreifen" gehend, kam mir der Gedanke, daß wir in Ost und West oft auch dieses Thema haben, daß wir uns nicht verstehen, daß wir uns mißverstehen, dass wir Vorurteile aus unserer jeweiligen Denke haben, deshalb manchmal nicht begreifen, was die Anderen meinen. Wir sprechen einen Sprache und doch reden wir manchmal aneinander vorbei. Es braucht sehr viel Achtsamkeit, zuzuhören, begreifen zu wollen, verstehen zu wollen, ohne vorgefertigte Gedankenmuster. Auch hier hinein floß das Thema der Unterschiedlichen Ebenen ein, weltliche, konserative, alternative, offene, spirituelle Denk- und Begreifensweisen und Erfahrungen. Wie leicht sind hier Mißverständnisse "vorprogrammiert", weil wir uns auch aus unterschiedlichen Erfahrensbereichen austauschen. Interessantes Thema auf jeden Fall, zu dem es noch einiges Nachzuspüren gibt. Und zu dem auch einige offene Antworten geblieben sind.
Gedanken habe ich mir auch gemacht über die Kehrseite, die Vorteile, die auch in jedem negativen Thema, Gefühl, stecken, das Potenzial. Dies könnte in diesem Fall die Neugierde sein, andere Gefühls- und Erlebniswelten zu verstehen. Es könnte auch ein Schutz sein, tiefe Geheimnisse noch nicht entdecken zu können, weil die Zeit noch nicht reif ist. Freude, etwas Neues zu Lernen.....
An dieser Stelle fänd ich es klasse, wenn ihr Euch zu Wort meldet und Eure Gedanken und Ideen zu dem Thema in den Kommentar schreibt. Als weitere Anregung für uns/mich. Auch fänd ich es klasse, daß ihr uns zu diesem Thema auf der Ebene der Meditation und Gebet unterstützt.
Heute viel mir auf, daß auf der Herbstetappe und bisher auf der Vorfrühlingsetappe, also auf dem bisherigen Weg an der ehemaligen Grenze entlang, sehr oft Nebel (Herbst) und nun diesiges Wetter, Kälte und manchmal Regen vorherrscht. Dies könnte auch der Spiegel für etwas Verborgenes Sein, daß sich noch nicht offenbart, oder ein Geheimnis, daß sich noch nicht zeigt. Auch hier danke ich für Denk- und Heil-Anregungen.
Das Achtsame Gehen begleitet uns natürlich weiter. Es ist unser alltägliches Ritual in der Stille. Wie schon 1 Tag vorher geht die Erfahrung damit tiefer und tiefer. ES geht uns immer öfter. Achtsames Gehen ist natürlich nicht so gemeit, daß ich nur mit dem Kopf aufpasse, wo ich langgehe, sondern eher so, daß ich aus dem Körperbewußtsein, der Beobachter- und Herzebene schaue und gehe. Dazu gehört, daß wir uns bemühen, in Liebe Schritte zu tun. In Liebe und Wärme das Geschenk anzunehmen, auf der Erde zu wandeln, daß die Erde uns trägt und hält. In Liebe und Wärme aus unserem spirituellen Bewußtsein gehen und uns einlassen, tiefere und weitere Erfahrungen zu machen, geführt zu werden aus der göttlichen Ebene. Uns hinzugeben in unsere angenommene Aufgabe zu pilgern für den Weltfrieden, das nötige dafür zu tun und zu begreifen, zu erlernen.
Das achtsame Gehen hilft dabei, grundsätzlich achtsamer zu werden. Achtsam zu komminizieren. Achtsame Handlungen. Achtsames Tun. Achtsames Essen. Achtsames Atmen......
Und die Früchte dieser Arbeit, sind dann solche Erlebnisse in der Tiefe und Leichtigkeit, wie ich sie am Vortag beschrieben habe. Für mich ist es auch ein Ziel, die Gruppe dahin zu führen, daß jede/r die Gelegenheit hat, dies zu erleben. Kommen wir schließlich da an, und verbinden sich unsere Energien dann miteinander, strömt die Frucht des Energieflusses und Friedens durch uns hindurch, vermehrt sich und trägt dann ganz wesentlich zur Heilung bei. Und dann geht es alles auch ganz ganz einfach.
Als wir so da gingen, vor zwei Tagen, dachte ich viel an Thich Nhat Hanh, Jesus, Franz von Assisi... und so müssen sie auch gegangen sein. Auch jeden Fall fühlte ich mich ganz verbunden mit ihnen.
Und dann entwickelte sich bei mir das Bedürfnis, alles so zu tun, jeden Handgriff. Zum Beispiel der Griff nach der Karte in meiner Hosentasche. In Liebe diese Karte berühren, das Papier zu fühlen, zu danken das es die Karte gibt, denen zu danken, die sie erstellt haben.... In Liebe sie wieder zurückzulegen mit diesem Gefühl der tiefen Dankbarkeit.
Zu diesem Thema könnte ich mich noch sehr auslassen, es reicht vielleicht aber für heute an dieser Stelle.
Das Fasten bekommt mir immer noch sehr gut. Auch hier komme ich in einen interessanten Prozeß. Hab das Gefühl, mich teils von Luft und Liebe zu ernähren. Morgens trinke ich oft nichts, manchmal bis zum Nachmittag. Dann den Tee und den Apfelsaft den ich mitgenommen habe. Gestern habe ich bei unseren Gastgebern mitgegessen, aus Lust am Mahl und der guten Atmosphäre. Gleich werde ich noch mal was essen. Heute morgen ging ich dann einkaufen, dachte ich sollte mich mal mit ein paar Dingen eindecken, falls ich jetzt doch wieder anfange zu essen. Als es dann alles so in dem Einkaufskorb lag, fragte ich mich, was ich damit eigentlich will. Es fühlte sich noch nicht an der Zeit, wieder grundsätzlich anzufangen zu essen. Schliesslich legte ich wieder alles in die Regale zurück, behielt meinen Apfelsaft. Ab Morgen trage ich wieder nur Flüssiges in meinem Rucksack. Bin sehr gespannt, wie es damit weitergeht.
Vor ein paar Tagen begegneten wir einem ehemaligen Grenzsoldaten, der immer auf den Wachtürmchen in Berlin saß, selber aber Schiss hatte, wenn er die Mauer aus Richtung Osten betrachtete. Es ist gut, zu verstehen, daß die Grenzer auch Angst hatten, ein Rädchen im Regime waren und immer gehofft haben, daß es Niemanden gibt, der in ihrer Schicht flüchtet, damit sie nicht schießen müssen.
U.a. infolge dieser Begegnung dachte ich über das DDR-Regime oder andere Regime nach, machte mir Gedanken darüber, wieviele Menschen sind es denn, die ein Regime aufbauen. Ist es vielleicht nur einer, oder eine Gruppe von 5-10, eine Gruppe von 50 oder mehr? Sind es vielleicht nur so wenige, die dann ein System aufbauen, immer mehr in ihr Boot holen, diese abhängig machen oder bedrohen. Sind es vielleicht nur so wenige?
Wir wandern weiter mit topographischen Karten 1:50000. Sie sind aus Niedersachsen und aus Sachsen Anhalt. Die Karten aus Sachsen Anhalt sind berüchtigt, daß sie gerne Wege ausweisen, die es nicht gibt, und Wege, die tatsichlich vorhanden sind, nicht eingezeichnet sind. Wir kommen aber weiter gut zurecht.
Morgen steht eine Wegstrecke an dem mäandernden Flüßchen Dumme an, worauf ich mich schon sehr freue. Bis abends wollen wir eine Strecke von 25 km bis ins Wendland zurücklegen. Dort sind wir schon in Königsforst bei Wustrow eingeladen.
Alle lieben Grüße von Herz zu Herz und Danke für "Euer bei uns sein". Es ist zu spüren und hilft.
Thomas

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Über das Kartenthema hatte ich mit Thomas am letzten Tag noch einen heftigen Disput. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, wie die beiden immerzu über die Karten "gelästert" haben. Schließlich ist es nicht einfach, ja richtig mühevoll, auf Karten, die nur alle paar Jahre erscheinen, alle möglichen winzigen Wege, die wir so gelaufen sind aktuell genau einzuzeichnen. Oft sind wir nur auf gemähten Schneisen unterwegs gewesen. Wir waren froh, daß sie als Wege verzeichnet waren. Viele andere Menschen hätten solche Wege nicht gehen können und wären von diesen Karten enttäuscht.

Also - ich wünsche mir etwas mehr Achtung vor den Kartenmachern!

Wolfgang